Am Sonntag lud das STANDARD-Tretlager zur Radtour durch Innsbruck mit niederländischen Verkehrsexperten.

Foto: Alena Klinger/Journalismusfest Innsbruck

Robert Tibbo verhalf Whistleblower Edward Snowden 2013 zur Flucht aus Hongkong. Neun Jahre später kämpft er immer noch dafür, dass der letzte der damals involvierten Fluchthelfer in Sicherheit gebracht wird.

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Die beiden niederländischen Radverkehrsplaner Sjors van Duren (li.) und Ruben Loendersloot unternahmen mit dem STANDARD-Tretlager eine Radltour durch Innsbruck.

Foto: Alena Klinger/Journalismusfest Innsbruck

Innsbruck – Mehr als 4.000 Besucherinnen und Besucher haben von Freitag bis zum Sonntag an 13 verschiedenen Orten in Innsbruck die Gelegenheit genutzt, Journalismus hautnah zu erleben. Organisiert wurde das erste Innsbrucker Journalismusfest von Benedikt Sauer und Markus Schennach sowie ihrem gut 40-köpfigem Team.

Das gebotene Programm reichte vom Panel über Frauenfußball in Afghanistan bis zu journalistischen Comics. DER STANDARD fungierte bei der Erstauflage – nebst anderen Medien wie die "Taz", die "Sueddeutsche Zeitung", "Die Zeit" und ORF – als kuratierender Medienpartner. In dieser Rolle wurden drei Veranstaltungen geboten. Am Freitag sprach der stellvertretende Chefredakteur Rainer Schüller mit Blueprint-Aktivistin Naomi Colvin und Medienanwältin Maria Windhager über den Schutz von Whistleblowern und das Problem so genannter Einschüchterungsklagen, die Slap Suits.

Snowdens vergessener Helfer

Am Samstag knüpfte Robert Tibbo, der kanadische Menschenrechtsanwalt, der Whistleblower Edward Snowdens Versteck und spätere Flucht im Jahr 2013 in bzw. aus Hongkong organisiert hat, mit STANDARD-Redakteur Steffen Arora über die verzweifelte Lage des letzten, noch immer in Hongkong festsitzenden Fluchthelfers Snowdens. Der srilankische Armee-Deserteur Ajith Pushpakumara fungierte während Snowdens Flucht als dessen "Bodyguard". Heute sitzt er – nachdem die anderen sechs Fluchthelferinnen und -helfer auf Initiative Tibbos in Kanada Asyl erhalten haben – noch immer in der asiatischen Metropole fest. Als Asylwerber fristet er dort ein Paria-Dasein.

Fast zehn Jahre nach dem international beachteten Fall Snowden kämpft Tibbo weiter für seinen letzten Schützling in Hongkong und gegen das Vergessen der weltweiten Medienöffentlichkeit. Der kanadische Anwalt, der online im Innsbrucker Treibhaus zugeschalten war, beschrieb die Mühen im Buhlen um Aufmerksamkeit, die für seinen Klienten einen überlebenswichtigen Schutz darstellt. Während Snowden, der auf seiner geplanten Fluchtroute nach Ecuador in Moskau gestrandet ist, bis heute dort lebt und die anderen Helferinnen sowie Helfer in Kanada Schutz gefunden haben, wartet der nach Jahren der Ungewissheit psychisch schwer angeschlagenen Pushpakumara in Hongkong weiter auf Rettung. Tibbo erläuterte eindrücklich, dass das Vergessen dieses Mannes künftigen Whistleblowern sowie deren Helfern ein negatives Zeichen sein könnten.

Von der Fahrradnation Nummer eins lernen

Am Sonntag widmete sich das STANDARD-Tretlager zusammen mit den niederländischen Radverkehrs-Experten Ruben Loendersloot und Sjors van Duren dem Thema Radfahren in Innsbruck. Auf einer Radtour durch die Tiroler Landeshauptstadt, an der 25 Interessierte teilgenommen haben, wurden neue Lösungsvorschläge und vorbildhafte Modelle aus anderen Regionen, die auf Innsbruck umsetzbar wären, besprochen. Die beiden Niederländer brachten dem Tiroler Publikum den ganzheitlichen Zugang zum Thema, der in ihrer als Radparadies geltenden Heimat vorherrscht näher.

Innsbrucks Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) schloss sich der Rundfahrt an und auch die beiden Radkoordinatoren der Stadt waren mit von der Partie. Nebst Verbesserungsmöglichkeiten wiesen die beiden niederländischen Experten auch auf bereits vorhandene, positive Beispiele hin. Und sie gaben dem rad-affinen Publikum Tipps, wie Radfahren Teil der Kultur werden kann, so wie es in den Niederlanden im Zuge eines jahrzehntelangen Prozesses passiert ist. Sie überraschten zugleich mit weitgehend unbekannten Fakten, etwa dass die Niederlanden bis heute eine Autonation sind. Auch die beiden Radverkehrsplaner outeten sich nebenbei als Autofans und zeigten auf, wie ein Miteinander in der Mobilität möglich und erstrebenswert ist. Mehr dazu in Kürze im STANDARD-Tretlager. (ars, 15.5.2022)